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Salzburger Nachrichten – 28. April 2007

Jeder Donaldist kennt Bootsmann Bottervogel

von Ronald Escher, Kultur

"Donald Duck - und die Ente ist Mensch geworden", Das zeichnerische und poetische Werk von Carl Barks.
Konzipiert und organisiert hat die Show der österreichische Maler Gottfried Helnwein, der in Donald Duck "den neuen Idealtypus - das neue Menschenbild" sieht und sich auf HC Artmann beruft, der sagte: "Der einzige Mensch, der es heute noch versteht, ordentlich die Welt zu betrachten, ist Donald Duck."

Lokalaugenschein in der Donald-Duck-Show des Karikaturmuseums Krems - Post aus Entenhausen für Künstler, Kenner, Fans

Krems (SN). Kennen Sie einen Burschen, der in seinem 65-jährigen Leben unter anderem folgende Berufe ausübte: Professioneller Sorgenmacher, Glockendoktor, Seetangfischer, Dampforganist, Schneebesen-Vertreter, Molkereimanager, Atombombenkonstrukteur und Hundefänger? Überflüssig zu erwähnen, dass er in all diesen Sparten grandios gescheitert ist und nicht im Entferntesten daran denkt, in Pension zu gehen.

Die Rede ist natürlich von der berühmtesten Ente der Welt, Donald Duck. Seit Ende März gastiert er im Karikaturmuseum Krems, und er wird das ganze Jahr über, bis Anfang November, Schwänke aus Entenhausen erzählen - nicht persönlich, sondern durch die Skizzen, Bilder und Comic-Poesie seines Schöpfers, des Disney-Zeichners Carl Barks (1901-2000).

Rund 250 donaldistische Werke aus seiner Feder sind in Form von raren und wertvollen Original-Comicseiten, als Skizzen, Manuskripte und Briefe vertreten, dazu Erstausgaben von Donald-Geschichten und Kuriositäten - alles Leihgaben aus internationalen Privatsammlungen. Auch die Tätigkeit von Erika Fuchs (1906 - 2005), der genialen deutschen Übersetzerin der Geschichten von Barks, wird in der Ausstellung dokumentiert.

Konzipiert und organisiert hat die Show der österreichische Maler Gottfried Helnwein, der in Donald Duck "den neuen Idealtypus - das neue Menschenbild" sieht und sich auf HC Artmann beruft, der sagte: "Der einzige Mensch, der es heute noch versteht, ordentlich die Welt zu betrachten, ist Donald Duck."

Die professionelle Donald-Führerin, die eine fünfköpfige Familie durch die Ausstellung begleitet, setzt etwas darunter an: "Wir pfeifen auf Pomade, auf Seife und auf Schwamm, und bleiben lieber dreckig, und wälzen uns im Schlamm." Damit testet sie das Grundwissen der Besucher: "Wisst Ihr, von wem dieser Ausspruch stammt?" - Schweigen. Die jüngere Generation braucht Nachhilfe: "Also, dieser Spruch stammt von Donalds kleinen Neffen Tick, Trick und Track."

Da muss man schon einmal Brücken schlagen: "Dem Ingenieur ist nichts zu schwör - das wird wohl den Älteren etwas sagen", versucht sie es erneut. Tja, Erfinder Daniel Düsentrieb. Noch ein Versuch: "Schnurrli, Schnurrli, was ficht dich an?" Jetzt ist der Groschen gefallen: "Von Donald", strahlt der 13-Jährige. "Faaast richtig", sagt die Führerin. ",Was ficht dich an' ist allerdings von Friedrich von Schiller."

Und so geht es weiter mit allerlei Scherzen. Wer wohnt in Entenhausen? Wie sind die Verwandtschaftsgrade? Wie heißt der reiche Onkel von Donald? Da kann die Mutter punkten: "Dagobert Duck!"

Etwas rascher geht es vorbei an Zeichnungen aus den Kriegsjahren, die - man glaubt es kaum - Donald als Nazi und auf einem Notenheft namens "The Fuehrers Face" als Widerstandskämpfer zeigt: Er schleudert dem bösen Adolf eine Tomate aufs Auge.

Mehr Spaß macht da ein Ausflug in die Gefühlswelt der Enten: Etwa, wenn Donald der "grünäugige Eifersuchtsteufel" reitet, weil seine angebetete Daisy mit dem schnöseligen Gustav Gans ausgeht. - Was Wunder, wenn sie einen Liebesbrief mit der Erika Fuchs'schen Poesie erhalten hat: "Liebe Daisy, Saatkartoffeln haben Augen, wie die Deinen anzuschauen!"

Während ein kleines Mädchen voll in einem Disney-Film versunken ist, sind anderen Orts die Fachleute unterwegs. Sie suchen nach den höheren Weihen der Donaldisten, nämlich der Kenntnis entfernterer Muhmen und Basen, Neffen, Nichten und Ahnherren der Sippe: Bootsmann Bottervogel - wurde seiner im Heft vom August 1964 gedacht? Richtig. Und wo hatten Wastel Duck und Willibald Wasserhuhn ihre Auftritte? Denk. Seufz. Dass einer, der sich Donaldist nennt, den vollen Namen von Oma Duck kennt, versteht sich von selbst. Na? "Dorette Anette Lisette Duck."

"Sicus, Picus, Sellericus", wie schon der Lateiner sagt: "Da haben wir den Salat."

© SN.

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